
24 Jun 2015
Dienstag 23. Juni
Mast Stufen ferig
Bibliothek
*E-Mails checken
*Registration Flag
*Oscar (windfane) nachfragen
Netzli im Saloon montieren
Spiegel kaufen
Hosen fuer David
Alltagsschuhe fuer KAthrin
Halterung EPIRB
Achterkoje Leck suchen und abdichten
Dingi Loch suchen
Western Naut...

Wir sind beide Pflegefachleute und arbeiten in einer neurologischen Rehabilitation mit hirnverletzten Menschen.
Gemeinsam haben wir unseren Traum verwirklicht und ein Segelboot gekauft.
Unsere Iris liegt zur Zeit in Grenada (Karibik) und wartet geduldig, bis wir Beide wieder genügend Geld zur Seite gelegt haben um erneut los zu Segeln.
Kathrin & David Brunner

Biskaya
Nach einer Woche im Salcombriver an der Mooring sind wir endlich soweit Falmouth anzusteuern. Falmouth liegt im südwestlichen England und hat sich als ein Seglermekka etabliert. Wir müssen eine Kaltfront mit Winden bis zu 70km/h abwettern. Dazu gibt uns der Fluss bei Salcomb eine natürliche Schutzfunktion. So mitten im Fluss, an der Boje hängend, alle sechs Stunden mit der Strömung die Richtung wechseln und dazu das ganze Geschaukel mit heftigen Regenböen auszuhalten, ist auch ein Erlebnis! Nachts stehen wir im Wechsel auf um unsere Position mittels Geschwindigkeitsanzeige zu kontrollieren. Als dann die Wellen im Ärmelkanal sich beruhigen segeln wir los.
In Falmouth gönnen wir uns erstmal ein Bier um die Nerven zu beruhigen. In der Bar treffen wir Sebastian und Rick. Auch sie wollen anderntags nach Spanien. Rick hat die Biskaya schon mal gemacht und möchte diesmal das Kap Finisterre in Spanien umfahren. Dort herrscht ein Mikroklima das oft Winde von Süd mit sich bringt, also entgegen unserer Richtung. An der Costa de la Moerte weiter im Norden hat man dann das Problem von Legerwallsituationen, was auch bei der Namensgebung des Küstenabschnittes eine Rolle spielt. Die zwei kommen uns genau entgegen. Wir haben zwar das grössere und robustere Boot, sie aber haben gute Navigationskenntnisse und einiges mehr Erfahrung, zumindest was Rick betrifft. Sebastian ein 24 jähriger Holländer, vom Typ Aussteiger hat sich das Boot in jahrelanger Arbeit im englischen Lowestoft selbst gezimmert. Für ihn ist es auch das erste Mal und dementsprechend nervös zündet er sich alle halbe Stunde einen Joint an. Ihr 8 Meter langes Sperrholzboot hat sehr wenig Komfort und sieht auf den ersten Blick wie ein Witz aus. Ich denke mir, wenn Wilfried Erdmann als erster Deutscher in den sechziger Jahren die Welt umrundet hat und das ebenso mit einem 8 Meter langen Sperrholzboot, dann werden die auch die Biskaya überleben. Dennoch ist es uns mulmig zumute bei dem Gedanken wer jetzt auf wen aufpasst. Rick sieht aus wie Michael Douglas und gibt wenig von sich Preis. Seine Idee, zuerst möglichst West bis zum 10. Längengrad um dann unterhalb vom Kap Finisterre Bajona anzusteuern leuchtet ein. Somit hätten wir drei Fliegen auf einen Schlag: wir umrunden die gefährliche Nordküste Spaniens mit ihrem Mikroklima und Südwinden, entgehen dem steilen Anstieg des Kontinentalsockels und können sogar noch unterhalb der Traffic Separation Scheme (Verkehrstrennungsgebiet = überall grosse Frachtschiffe) durchsetzen und müssen somit nicht gezwungenermaßen in einem 90 Grad Winkel aufkreuzen.
Für die Nordeuropäer ist der Golf von Biskaya oft die erste grosse Bewährungsprobe. Die Biskaya ist in der Schifffahrt gefürchtet und das zurecht. Der seit uralten Zeiten existierende schlechte Ruf beruht auf zwei geografischen Gegebenheiten: Das westliche Ende ist der Anfang des Kontinentalsockels mit einem sehr steilen Anstieg des Meeresbodens von mehreren Tausend Metern Tiefe auf nur ein paar Hundert Meter. Rollen grosse Wellen über den Atlantik in Richtung Osten, treffen sie auf diesen Sockel und werden kürzer, steiler und damit gefährlicher. Sie ist aber auch gegen vorherrschende Winde völlig offen und ungeschützt. Von ihrer felsigen östlichen Küste fliehen zu wollen, bedeutet fast immer ein Aufkreuzen gegen den Wind und Wellen, denn es gibt keinen Ausgang, durch den man mit dem Wind flüchten könnte. Mithilfe von Wetterprognosen kann man zwar heutzutage der grössten Bedrohung entkommen, für viele Segler bedeutet die Passage aber, dass sie zum ersten Mal mehr als drei Tage am Stück zu bewältigen haben, was der Grenze für eine präzise Wettervorhersage entspricht.
Anderntags stechen wir in See. Wir machen ab, uns alle 8 Stunden zu funken, um uns unsere Positionen durchzugeben. Da sie kein Wetterfax haben, geben wir die aktuellen Navtex Wetterdaten durch und bekunden uns gegenseitig nach unserem Befinden. Breite Wellen, ziehen von Westen her unter der IRIS durch. Bald sehen wir die Felsen von Lands End in Cornwall nicht mehr und wir sind auf uns alleine gestellt! Auch Rick und Sebastian sehen wir bald nicht mehr, da wir einfach stets ein wenig schneller unterwegs sind. Doch über Funk scheint alles in Ordnung zu sein und wir stellen fest, dass sie nur 12 Kilometer hinter uns sind. In der Nacht wechseln wir uns alle 4 Stunden ab sodass einer immer an Deck ist um die Kontrolle zu wahren. Der Autopilot steuert, der Windgenerator macht den Strom. Wir haben alle Mittel gegen Seekrankheit an Bord. Die ersten 2 Tage leiden wir besonders. So haben wir beide einen Scopoderm Kleber hinterm Ohr und schlucken kontinuierlich Ingwer Konzentrat in Pillenform.
Am nächsten Tag herrscht Schwachwind, das heisst, wir müssen motoren. Kathrin ruft: " Schau, ganz viele Delfine!!" - und tatsächlich tummeln sich etwa 20 Delfine um den Bug. Sie geniessen das Spiel und zischen an der Bugkante hin und her. Das Schauspiel ist atemberaubend schön und dauert etwa eine Stunde lang. Das Klatschen und Pfeifen scheint sie weiter zu motivieren, der eine macht sogar den Rückenschwumm und zeigt uns seinen weissen Bauch.
Am dritten Tag ist beinahe Flaute. Die Sonne scheint und wir entschliessen uns ein Bad zu nehmen. Nackt wie Gott uns erschuf, springen wir inmitten von nichts ins 4000 Meter tiefe Meer. Das Meeresshampo das uns Denise extra dafür geschenkt hat kommt jetzt zum Zug. Danke Denise! Irgendwas blubbert an die Oberfläche von tief unten und ich steige schnell wieder die Badeleiter hoch. Die SY Carronade mit Rick und Sebastian ist nicht mehr im Funkberreich, so beschliessen wir zurückzumotoren. Nach zwei Stunden kommen wir ihnen bis auf 100 Meter nah und winken. Das grüne Gesicht von Sebastian leuchtet hinüber.
Halbzeit und es fängt an Spass zu machen. Kathrin kocht exzellentes Thaicurry und ich mach abends Pizza Biscaya. Am Morgen des 4 Tages hat der Wind auf Beaufort 4 zugelegt und mit ihm die Wellen. Wir sind schnell und auf der Karte kommen wir dem spanischen Festland immer näher. Das ist Segeln! Wir machen uns ein wenig Sorgen über die Beiden, mit ihrem kleinen Boot macht dies jetzt sicher keinen Spass mehr. Später auf Höhe Kap Finisterre bläst der Wind mit Windstärke 6. Wir bemerken ein Loch im Großsegel, ca Fünflieber gross. Bitte jetzt keine miese Bescherung! Das Navtex verkündet weiteren Anstieg bis Beaufort 7 und raffe Bedingungen, als will uns die Biskaya nochmals ihre Bösartigkeit unter Beweis stellen. 12 Stunden noch, bis Buffalo! Unsere Gedanken sind schon im geschützten Hafen von Bajona angekommen, wo einst Kolumbus mit der Pinta nach seiner Entdeckung Amerikas den Leuten verkündete, er habe den westlichen Seeweg nach Indien gefunden. Weitere Gedanken gelten unserem Schiff. 4 Meter hohe Wellen rollen von achtern auf IRIS zu und sie surft wie eine Weltmeisterin. Mit Thermounterwäsche, Ölzeug und einer heissen Suppe im Magen reiten wir bei Mondschein der spanischen Küste entgegen. Gesichert mit dem lifebelt und Rettungswesten sitzen wir beide in Schräglage und bestreiten zusammen das Finalissima unserer Biskaya Überquerung. Dazu läuft Mea Culpa von Enigma aus den Boxen - ein unwirklicher und zugleich unbeschreiblich schöner Moment in unserm Leben.
Morgens um sieben, pünktlich zum Sonnenaufgang erreichen wir den Hafen vom Baiona. Es ist Sommer und es duftet nach Pinien. Spanien hat uns!
30 Kilo feuchtschimmlige Wäsche gewaschen gebügelt und schön sortiert und das für 12 Euro: Spanien! Pulpo grilliert, dazu ein boca vino tinto- 10 Euro: Spanien! Flanieren in Flipflops, Sonnencreme an die Fussrücken streichen. Spanien! Wann durfte ich das das letzte Mal? bis anhin hatten wir keine 36 Grad im Schatten wie in der Schweiz. Wir gaben uns mit 15 Grad ab und dass auch nur wenn die Öllampe lief. Meine Füsse können endlich wieder mal atmen. Kathrin meint es sei jetzt wichtig viel zu trinken. Ich halte mich daran und trinke ein grosses Glas Sangria. Naja zumindest am Tag unserer Ankunft.
Sebastian und Rick treffen wir dann abends in der Stadt wieder. Wie von den Toten auferstanden stehen sie vor uns. Nach ihren filzigen Haaren, gabs da noch keine Gelegenheit zum Duschen. Wir klopfen uns auf die Rücken und gratulieren uns zu unserm Erfolg! Sebastian zieht sich in ordentlichen Abständen bereits wieder Joints rein. Zusammen ziehen wir um die Häuser,später besuchen wir eine Disco. Dort wird mir leider die Jacke mit Portemonnaie geklaut. Tja, auch das ist Spanien.
In Baiona erwarten uns auch schon Rolf und Juliette. Mit ihnen vergnügen wir uns bei den Islas Cies vor Anker. Nachts leuchtet das Meer von günem Plankton. Wir hüpfen hinein und fühlen uns wie im Film 'Avatar'. Die Islas Cies sind ein Naturschutzgebiet und nur mit entsprechender Bewilligung darf man hier ankern. Die Mühlen der Bürokratie drehen langsam hier und somit wissen wir jetzt gar nicht so recht, ob wir legal oder eben illegal ankern. Als am anderen Morgen die Naturschutzpolizei mit ihrem PS starken Schnellboot auf uns zusteuert, sind wir froh, dass sie zuerst unsere Segelnachbarn kontrollieren und wir machen uns ganz unauffällig davon. Die See ist ruhig und wir können den Genacker, unser farbiges Vorwindsegel, setzen. Gemächlich segeln wir der Grenze zu Portugal zu.
Für Julie endet allerdings bald das Vergnügen, sie wird seekrank. So beschliesst sie im nächsten Hafen den Zug zu nehmen.
Um 21.00 Uhr laufen wir in Porto ein, es ist schon recht dunkel. Julie erwartet uns bereits während Rolf ein geübter Seefahrer und Leinenwerfer geworden ist. Noch am gleichen Abend schauen wir uns die antike Altstadt an und schlemmen in einem portugiesischen Restaurant eine Muschelart, welche wir noch nie zu Gesicht bekommen haben. In dieser preiswerten Marina entschliessen wir uns ein Monatsticket für nur 200€ zu lösen.
Am Tag darauf verlassen uns Julie und Rolf. Danke für den Besuch - es war schön mit Euch!
Die Idee Fahrräder in der Stadt zu mieten, geht uns total ins Portemonnaie. Wir ketten die Velos nachts mit zwei Schlössern an einen eisernen Fahrradständer und prompt sind sie am nächsten Tag verschwunden! Ärgerlich genug! Versicherungen gibt’s hier nicht, schon gar nicht für Diebstahl. Da haftet einfach jeder selbst für sein Zeug und behütet es Tag und Nacht.
Immer wieder werden wir mit der grossen Armut in diesem Land konfrontiert. Die Arbeitslosigkeit ist hoch und doch kommt es, dass es Jobs gibt, nur damit eine Person mehr ein bisschen arbeiten kann um abends ein kleines Salär nach Hause zu bringen. Vor unserer Marina beispielsweise, wird die Barriere von Hand geöffnet und der Posten ist über 24 Stunden durch eine Arbeitskraft besetzt. Viele Häuser stehen leer und manche jungen Leute versuchen ihr Glück im Ausland.
Spontan wie sie sind, entscheiden sich Laurin und auch Alex mit Nils, uns auf der Iris zu besuchen. Flug gebucht und schon stehen sie da. 😊. Unser Schiff platzt zwar aus allen Nähten, aber wir geniessen die Gesellschaft unserer Freunde sehr. Gemeinsam erkunden wir die Stadt, baden im Meer, spielen Strandpong, machen Besorgungen fürs Schiff, essen mal wieder auswärts und plaudern lange Nächte hindurch. Ein gemeinsamer Segelnachmittag bei starkem Wind lässt Laurin begeistern, aber der 4 jährige Nils wird dabei immer stiller und bleicher…. -SEEKRANK!. Deshalb drehen wir schnell wieder um und brettern mit 7 Knoten zurück in den geschützten Hafen. Laurin und David installieren den Windgenerator und die Solarpanel so, dass wir uns nun selbst mit Strom versorgen können! 😁
Den Rest des Monats geniessen wir in stiller Harmonie zu zweit. Wir ruhen uns aus, werkeln am Schiff, gehen am Strand joggen und stellen einen Strandpong Rekord von 222 auf!
Kurs auf Lissabon am 7. Oktober
Lisboa
Besuche von Zuhause
Anfangs Oktober laufen unsere Hafengebühren in Porto Leixoes aus, so beginnen wir die Überfahrt nach Lissabon zu planen. Prompt kommen uns noch zwei Tiefdruckgebiete in die Quere und wir müssen starke Winde und hohe Wellen abwettern.
Am 8ten Oktober geht’s dann endlich los! Wir verlassen Porto um 9 Uhr morgens. Es gibt noch immer eine erhebliche Schwell von 3 bis 4 Metern Höhe auf hoher See, Rest der vorbeiziehenden Stürme. Die Wellen sind angenehm lang. Wir heben und senken uns gemächlich, doch Schiffe und Seezeichen in der Nähe verstecken sich einige Sekunden hinter den Wellenbergen, wenn Iris im Wellental ankommt. Die Überfahrt gelingt uns aber ohne grosse Zwischenfälle, bei wenig Wind. Am frühen Morgen besuchen uns zwei grosse Delfine am Bug, welche wir, wie immer, mit voller Energie anfeuern. Diese verspielten Tiere zaubern uns ein Lächeln auf die Gesichter und die Stimmung hebt sich. Bei Sonnenschein tuckern wir weiter und erreichen den Rio Tejo am Nachmittag des 9ten Oktobers. Gegen die Strömung motoren wir Flussaufwärts nach Doca Belem, wo wir die erste Nacht verbringen und uns ausruhen. Diese Marina wählen wir, um unser Schiff aus dem Wasser zu heben damit wir das Unterwasserschiff neu anstreichen können.
Um unseren Freund Michael aus der Schweiz anständig zu beherbergen, gilt es erstmals Bettwäsche und weitere 30kg angestaute Schmutzkleidung zu waschen. Das haben wir uns aber leichter vorgestellt... Bei Regen irren wir durch die Stadt rauf und runter um eine Loundary zu finden. Gemeinsam schleppen wir 3 IKEA Säck gefüllt mit nassen Sachen durch die Gassen. Endlich gefunden, läuft es dann wie geschmiert. Riesige Maschinen drehen sich im Kreis. Zurück auf dem Schiff, erwartet uns schon "Mikael" Gut angekommen, aber leider ohne Gepäck... Wir feiern unser Wiedersehen und verbringen einen ruhigen Abend mit Jetlag auf und in der Iris.
Am nächsten Tag empfangen wir Manuela und Renate (ehemalige Arbeitskolleginnen aus Bellikon) mit ihren Männern an Bord. Stolz zeigen wir dem Besuch unser bescheidenes Heim, wobei es den einen bereits schwindelig wird. Nach Kaffee und Tee geht`s dann ab in die Stadt. Manuela erfüllt uns einen Traum und lädt uns auf eine abenteuerliche Tuktuk-Fahrt durch die Lissaboner Altstadt ein. Die beiden Jungs David und Michael reisen zwischenzeitlich an den Flughafen, um nach dem verschollenen Gepäckstück zu fragen und grad noch meine Eltern, Thomas und Pia abzuholen. Am Abend verabschiede ich mich von Renate, Manuela, Aurelio und Urs.
Nach einem gemütlichen Apero, machen wir uns auf den Weg in den Stadtteil Alfama. Diese Region ist bekannt für den klassischen Fado. Fado ist ein traditionell-portugiesischer Gesang. Auch Touristen finden Einlass in solch ein Lokal, wo das Essen zwischen Parts Fado serviert wird. Was wir nicht wissen ist, dass während dem Gesang absolute Stille von allen Zuhörern gefordert wird, aus Anstand gegenüber den SängerInnen, welche von einer klassischen und einer traditionellen Gitarre begleitet werden. Fado ist eine sehr emotionale Ausdrucksweise und handelt von Liebe, Einsamkeit, Dramen, Bräuchen, Konflikten und der portugiesischen Landschaft. Wir lauschen der Musik und beobachten die interessanten Gesichter von SängerInnen und Zuhörern. Kultur pur!
Tags darauf erkunden wir gemeinsam die Stadt, lassen uns vom überteuerten Touristenlift in die Oberstadt schleusen. Pasteis nata gebohren bereits zur täglichen Zwischenmahlzeit. Das Rahmgebäck, traditionell portugiesisch, ist einfach unschlagbar!!!
Dienstags heisst es dann wieder Abschied nehmen, Michael fliegt zurück in die Schweiz. Danke für deinen Besuch, es war toll dich so unerwartet spontan hier in Lissabon in die Arme zu schliessen.
Noch am selben Tag erkundigen wir uns in der Marina, wann wir unsere Iris aus dem Wasser hieven dürfen. Unkompliziert wie alles hier, bekommen wir bereits am Mittwoch bei Hochwasser einen Termin. Zeit genug, davor noch einige Stunden auf dem Rio Tejo bei schönsten Wetter herum zu kreuzen. Thomas und Pia erweisen sich als begabte Matrosen und scheinen den Ausflug auf dem Wasser zu geniessen. Pünktlich um 16.00 Uhr laufen wir dann ein. David manövriert Iris mit viel Geschick rückwärts zum Travellerlift. An welcher Stelle genau die Hebebänder der Iris Bug fassen müssen, wissen wir natürlich nicht, ist ja auch das erste Auswasserungsmanöver für uns. Doch der Travelerliftchauffeur und sein pensionierter Assistenten zeigen viel Geschick und Coolness. Nach paarmal hoch und runter, gelingt es dann, unsere reife Damen optimal zu positionieren. Ein grosser Moment für uns!!! Mit gespannter Miene beobachten wir, wie Iris aus dem Wasser in die Luft gleitet. Wir inspizieren gleich die Stellen, hinter welchen sich lange Geschichten verbergen. Der steinerne Aufprall von Scheveningen ist am Kiel deutlich zu sehen. Aber was soll`s?... Welche alte Dame hat denn noch unversehrte Beine?... Auch das SAR Boot hatte damals vor Skagen Spuren hinterlassen. Steuerboards musste die Farbe fuer den "Sprung des Superman" weichen. Alles nicht so wichtig, wenn man bedenkt in welcher prekären Situation wir damals waren... ;-) Wir gehen gemütlich neben Iris her und lassen uns zu unserem Landplatz führen. Vorsichtig setzen die beiden Herren Iris auf zwei Holzpflöcke ab und stützen sie von allen Seiten mit Gerüsten. Heute Nacht werden wir in der Luft übernachten. Bloss nicht vergessen zum Pinkeln die Leiter nach unten aufs Klo zu nehmen, anstelle über Bord oder ins Irisklo zu machen!... Denn dieses Geschäft würde dann ungehindert auf den Asphalt rieseln.
Die zwei Nächte darauf dürfen wir dann gediegen im Hotelzimmer meiner Eltern übernachten, da die beiden für zwei Tage nach Porto reisen. Tagsüber verbringen wir die Zeit bei Iris, kratzen die Muscheln und altersschwache Farbe ab. Nach dem Spachteln und hämmern verpassen wir ihr ein neues Makeup. Zufrieden betrachten wir unsere Arbeit und fallen abends glücklich in das grosse Doppelbett. Bester Schlaf seit Ewigkeiten!
Am zweiten Morgen erwachen wir mit Schrecken, denn es fängt gewaltig an zu stürmen. Die Batterie haben wir am Vortag dekonektiert, um den Dieseltankdeckel zu bemalen. Nun haben wir aber den Windgenerator nicht abgebunden. Bekanntlich produziert dieser Strom ins Leere und es könnte einen Schiffsbrand auslösen! In Windeseile rennen wir zu unserer Iris, zum Glück blieb sie unversehrt und steht noch immer treu auf ihren Stützen. Erleichterung! Schnellschnell binden wir den Generator ab und konektierten die Batterie.
Im erstklassigen Appartement schreiben wir Blog und erledigen wieder mal ein paar administrative Angelegenheiten mit gutem Wifi! Nebenher bereiten wir ein Nachtessen für Tom und Pia vor . Wir wollen sie bei ihrer Rückkehr von Porto verwöhnen und bauen auch etwas Romantik, in Form von Kerzenlicht, ein.
Nach einer leicht verbrannten Lasagne freuen wir uns auf Davids’ Dessert. Köstlich! Ein Raffaellomousse mit Passionsfrucht semi fredo. Es schmeckt uns herrlich und ist definitiv schneller verzehrt, als es zubereitet wurde. Später dann wird aus der Kerzenromantik ein soziales Event, in dem wir alle viere auf allen Vieren den Kerzenwachs vom Parket weg zu kratzen haben.
Am nächsten Tag heisst es Einwässern,putzen,verstauen, Großeinkauf, schleppen....Noch mehr verstauen... Umverteilen…. Sonntagabend dann gönnen wir uns nochmals einen Fado in dem bezaubernden Altstadtteil Alfama. Einfach wunderschön diese Tradition.
Am Montagnachmittag reisen wir über den Rio Tejo und besuchen Manuela und Aurelio in ihrem schönen Haus und verabschiedeten uns von Ihnen.
Auch von meinen Eltern heisst es nun Abschied nehmen. Wir danken euch ganz herzlich für die vielen schönen Stunden in der Stadt und auf der Iris. Es war wunderschön euch zu sehen, zu spüren und euch einfach ein paar Tage bei uns zu haben! Wir winken uns die Handgelenke schlapp, bis der Sichtkontakt zu Tom und Pia verfliegt Traurig aber auch sehnsüchtig auf das portugiesische Paradies Madeira segeln wir Fullspeed mit 3 Knoten Extragezeitenströmung aufs offene Meer hinaus.
Rio Tejo und Lisboa ade! 5 Tage, 4 Nächte Atlantik pur erwarten uns.
Baiona, Islas Cies, Porto Nord - Marina Leixõres

Lisboa – Porto Santo Madeira
Erlebnisse im Blauwasser
Am Dienstag, 20. Oktober 2015 segeln wir los. Die ausfließende Tide des Rio Tejio, spuckt uns mit 8.6 Knoten in den offenen Atlantik. Winke, winke.. Kathrins Eltern stehen am Hafen, werden immer kleiner und kleiner…. Schluchz..
Bald erfreuen wir uns aber endlich wieder mal unter gehisstem Segel einen großen Schlag zu meistern. Ziel ist die Insel Madeira, ca. 1000 km südwestlich von Lissabon. Eine solche Strecke hatten wir ja schon bei der Biskayaüberquerung gemeistert, dementsprechend sind wir nicht mehr so nervös wie auch schon. Gute Prognosen für Wind und Wellen begleiten uns.
Das Festland ist bald nicht mehr zu sehen und wir sind wieder allein, eingelullt im stahlblauen Atlantik. Wenn sich eine Wolke vor die Sonne schiebt, sieht das Meer aus als hätte man es mit dunkelblauer Farbe eingefärbt. Bei direktem Sonnenlicht, ist die Leuchtkraft immens und es kostet mich viel Überwindung nicht in das verlockende Blauwasser zu springen.
Sonst kann ich, wie immer in den ersten beiden Tagen auf See, gar nicht viel aufnehmen, Die Seekrankheit plagt mich wieder. Da kommt erstmal nicht viel von mir und Kathrin muss sich selbst unterhalten. Oft helfen Medikamente wenig, einzig Vitamin C schlägt an.
Nach den ersten 100 Seemeilen bläst der Wind achter (von hinten) und mischt die von quer kommenden Wellen zu einer Kreuzsee auf; mit dem Fazit, dass IRIS ordentlich hin und her rollt - einmal mehr füttere ich die Fische.
Nachts breitet sich ein wunderschöner Sternenhimmel über dem Schiff aus und die Milchstraße lässt mich von unbewohnten und vielleicht auch bewohnten Galaxien träumen. Bald wieder hungrig, schneide ich den 8 Kilogramm schweren Schinken auf, welchen wir extra für die Große Fahrt gekauft haben - Später haben dann auch die Fische wieder was davon ;-)
Der Wind schwächt ab und wir beschließen den Motor zu starten. Der sollte zusätzlich auch die Batterien wieder mal aufladen. Doch die Verbraucherbatterie nimmt wie der Wind immer mehr ab. Trotz Solarzellen und Motor schaffen wir es nicht die Batterie mindestens auf gleichbleibender Voltzahl zu halten. Komisch und gleichzeitig beunruhigend...
Mittags überqueren wir den kolossalen Gettysburg Seamount, ein Berg welcher sich von 3800 Metern Wassertiefe auf gerade mal 20 Meter unterhalb der Wasseroberfläche erhebt. Hier könnte man jetzt ankern, mitten im Nirgendwo. Dass die Unterwasserwelt an solchen Stellen großartig ist, ist uns bekannt und auch unsere alten Freunde, die Delfine, sind wieder da. Direkt neben dem Boot bricht eine Fontäne aus. Ein Wal! Unser erster auf dieser Reise. Kurze Zeit später landet eine Meise auf IRIS. Sie wirkt so erschöpft, dass ich sie in die Hand nehmen kann. Die Nacht verbringt sie auf der Rettungsinsel und schaukelt schlafend hin und her. Morgens kommt sie sogar ins Boot. Ich biete ihr Wasser und Mais an, doch sie will nichts fressen und auch nichts trinken. Wir sorgen uns liebevoll um sie, bauen ihr ein Nest zum Ausruhen. Doch nachmittags liegt sie tot auf dem Salonboden, Sniff. Eine 2. Meise kommt ebenfalls auf IRIS und ich denke mir schon, dass wir hier kein Sterbehospiz sind. Sie begleitet uns dann 2 Tage, ehe sie davon fliegt.
Am dritten Tag kommt es ganz dick. Plötzlich stellt der Motor ab. Wir suchen die Ursache und sehen, dass wir in ein herrenloses Fischernetz gefahren sind! Dieses hat sich so fest um die Motorschraube gedreht, dass es sich wie einen fetten Klumpen Plastik um die Motorenwelle eingebacken hat. Da hilft jetzt nur eins: Tauchen. Haie hier? Nein. Ja. Nein. Vielleicht.. Mit dem von Beni geschenkten schwedischen Moraknive (Danke Beni!) arbeite ich mich langsam voran. IRIS schaukelt heftig, macht mir die Angelegenheit nicht einfacher. Voll schlage ich mir den Kopf am Auspuffrohr an! Autsch, und schon sehe ich das Wasser um mich sich rot färben. Kathrin zitiert mich sofort aus dem Wasser. Kaum wieder an Bord, sehen wir auf ca.100 Meter Distanz eine Finne. Eine Finne wie im Film! Schwarz, dreieckig, schnell! Ein Hai? Nach gründlicher Analyse kommen wir zum Schluss, ja, es muss ein Hai sein!! An diesem Tag tauche ich nicht mehr. Fast ohne Wind tümpeln wir mitten im Atlantik. Nur mit 2 bis 3 Knoten kommen wir Madeira näher. Halbzeit. Der Motor läuft im Leerlauf um die Batterie zu laden. Doch es tut sich immer noch nichts. Wir steuern jetzt von Hand. Der Plotter wird nur alle 4 Stunden für die Positionsbestimmung angeschaltet. Auch alle anderen Lichter werden abgestellt, inkl. Positionslichter.
In meiner Nachtschicht von 0 Uhr bis 4 Uhr zieht ein Gewitter auf. Wetterleuchten und eine schwarze Wand kommen immer näher. Meine Nerven liegen blank. Soll ich jetzt Kathrin wecken? Ich versuche es zuerst mit drei Baldriantabletten und 5 Zigaretten. Aber ich schaffe es nicht alleine. Kathrin, in solchen Situationen wie immer die coolere von uns beiden, holt mich auf den Boden der Realität. "Stahlschiff ist das Beste bei Blitzeinschlag. Hab noch nie was von Blitzeinschlag auf Yachten gelesen." die Gewitterfront streift uns dann nur, während die Yacht ‚Lili ‘ ganz in der Nähe von uns, mit extremen Problemen zu kämpfen hat. (Mehr dazu im nächsten Blog). Morgens ist der Spuck vorbei und die Sonne erhellt unsere Gemüter. Ich spanne eine Leine um den Bug von IRIS um mich an ihr zu halten während des Tauchmanövers. Das Wasser ist erneut stahlblau und die Sonnenstrahlen gelangen tief. Alle 10 Sekunden ist Rundumsicht angesagt. Hai? Nein! Dann schaffen wir es. IRIS ist endlich aus den Fängen der portugiesischen Fischer befreit! Mit 6.5 Knoten motoren wir jetzt Madeira entgegen.
Freitags fällt das AIS aus. Somit können unsere stets besorgten Eltern nicht mehr wissen wo wir uns gerade aktuell befinden. Grund genug um zu handeln!
Wir tauschen die Batterien. Nicht ganz einfaches Unterfangen, da sehr schwer und räumlich voneinander getrennt. Doch so haben wir wieder Strom! Es darf der Autopilot wieder steuern und wir können den letzten Abend auf See genießen. Anderntags um 13.10 Uhr ruft Kathrin "Land in Sicht!" Die zu Madeira gehörende vorgelagerte Insel Porto Santo ragt im Dunst in den Himmel empor. Wir umarmen uns, tanzen, sind überglücklich und fühlen uns ein bisschen wie Kolumbus.
Madeira
In Porto Santo sind wir das erste Mal unter Fahrtenseglern zuhause. Jeder der hier unter einer europäischen Flagge segelt hat Großes vor. Wir lernen Britta und Jens von der LILI kennen und wir tauschen uns abends über die Erlebnisse der Überfahrt aus. Auch sie hatten Probleme auf ihrem Schiff. Der Lümmelbeschlag brach in einer Nacht und dadurch schlug das Großsegel mit dem Gewicht vom Baum herunter. Dies hatte zur Folge, dass die Beiden taumelnd mitten in der Nacht, das Segel versuchten einzufangen um erneut am Mast zu befestigen. Glücklicherweise, aus unerklärlichen Gründen, war dann nur der Stift der Verankerung ausgeglitten.
Das überaus sympathische Paar ist ebenfalls auf Hochzeitsreise. Sie kommen aus Hamburg. Jens hat viel See-Erfahrung und weiss über Boote Bescheid wie kein Zweiter! Seine Tipps und Tricks und sein Wissen können wir ungemein gut gebrauchen. So checkt er auch unseren Motor und kann uns genau sagen wieso die Batterie nicht mehr geladen hat. Das ständig eintretende Wasser über die Stopfbuchse sollte nun mit einer Fettpresse aus dem Baumarkt kein Thema mehr sein. Er schenkt uns sogar eine Wifi Antenne, da er dieser Leid ist, weil sein Laptop die Installation nicht zulassen will. Nun haben wir echt gutes Wifi an Bord. Danke Jens für alles! Als Revanche laden wir sie auf die IRIS zum Fondue ein. Es tut so gut unter Seinesgleichen zu plaudern
4 junge Norweger sind unsere Nachbarn. Maria und Modres aus Schweden sind mit einem 8 Meter Bötchen angekommen. Sie wollen direkt nach Brasilien und dann ums Kap Horn. Echt mutig!
Auch Max aus Freiburg mit Frau und Söhnchen Dian auf ihrem Holzkatamoran sind da. Es entsteht eine Art Kleinfamilie unter uns.
Eines Abends lernen wir 4 Jungs der Abteilung Maschinenraum eines Tankerschiffs kennen. Es wird spanisch gesprochen und auch per Papierblock, Händen und Füssen. Sie wollen unseren Motor sehen. Da stehen sie alle vier um den Motorenblock und jeder weiss es besser, echt amüsant. Der eine trinkt noch einen Schluck vom öligen Wasser und meint das sei definitiv Meerwasser, welches hier einsickert. 😁
Am Tag 4 verlassen wir die Insel und schippern zusammen mit Jens und Britta auf der Fähre rüber nach Madeira. Ferien! Nach einem gemeinsamen Abendessen trennen sich unsere Wege und wir sagen auf Wiedersehen.
Endlich mal festen Boden unter den Füssen, planen wir so viel wie möglich, die Insel zu bewandern. Mit Zelt, Schlafsäcken, Trekkingrucksäcken und Mätteli starten wir im Osten der Insel. Auf wunderschönen Wanderwegen, entlang von Levadas, streifen wir durch mystische Feenwälder.
Nach einer ersten nassen und unbequemen Nacht im Zelt, klopfen wir bei der Schwester von Maria an. Ihr Mann ist Fadosänger und so dürfen wir in Machico einen Abend unter Einheimischen geniessen. Am nächsten Morgen, nach einem ausgiebigen Frühstück, bringen uns die beiden mit dem Auto auf den Pico Areiro, den zweithöchsten Berggipfel der Insel. Mit gepackten Rucksäcken und Proviant für ein paar Tage klettern wir im Gebirge rum, bis wir nachmittags auf dem höchsten Berg, dem Pico Ruivo (1800m.ü.M.) ankommen. Der Ausblick da oben raubt uns den Atem. Das Wetter ist traumhaft, was hier selten der Fall ist, und so haben wir einen genialen Rundumblick. Nach dem anstrengenden Aufstieg steigen wir hinunter auf den Pass Encumenada, entlang eines Grates, mal links, mal rechts, um einen Gebirgsspitz. Zahlreiche steile Anstiege gefolgt von erneuten Abstiegen. Der Weg scheint endlos, aber wunderschön. Die Aussicht immer wieder bezaubernd! Gerade weil es da oben so schön und ruhig ist entscheiden wir uns an einem idyllischen Plätzchen zu übernachten. Wir machen ein großes Feuer, da wir auf 1400 m.ü.M. mit beängstigenden Temperaturen rechnen. Aber auch das nächtliche Kuscheln bringt dann nicht viel. Total unterkühlt sehnen wir uns dem Sonnenaufgang entgegen. Bei Tagesanbruch beginnt es in Strömen zu regnen. Unter diesen Umständen wollen wir den Abstieg nicht wagen. Irgendwann schlafen wir dann doch noch ein und erholen uns ein paar Stunden. Am späten, Vormittag ist das Wetter wieder auf unserer Seite und wir brechen auf. Kathrin springt eine Ratte an, als sie den Abfallsack (wohlgemerkt vom Baum herunter) nimmt und im Rucksack verstauen will.
Der Abstieg dauert 3 Stunden und geht mächtig in die Knie. Im Tal angelangt, lassen wir uns in einem wunderschönen Flussbecken nieder. Es riecht nach steiniger Reinheit. Die Luft ist warm und das Wasser befreit uns von Schweiss und Dreck. Was für ein wohliges Gefühl! Ach war das eine schöne Bergwanderung! Unser beider Highlight in Madeira. Noch immer müde aber glücklich stapfen wir den Strassen entlang Richtung Zivilisation, trinken einen Kaffee und essen eine kräftige Tomatensuppe mit pochiertem Ei & Zwiebeln für nur 2€. Eins ist klar, heute Nacht leisten wir uns ein Hotelzimmer!
Mit dem Bus bereisen wir den Westen. Schwimmen in Pools aus Meerwasser. Stehen mit anderen Touristen auf einer Mauer und warten die perfekte Welle ab, die uns zurück in den Pool fegt. Ein riesen Spass! In den letzten Tagen unternehmen wir noch zwei Levadawanderungen. Wir geniessen Maracujas, Orangen und Bananen, welche man günstig am Strassenrand kaufen kann. Den letzten Tag in Funchal verbringen wir im Baumarkt und rüsten nach, was uns auf der IRIS fehlt. Jaaa, ...es gibt immer noch was zu tun vor der Transatlantik.
Gespannt wie es Iris wohl gehen mag, schiffen wir mit der Fähre zurück nach Porto Santo. Morgen heißt es dann Leinen los und ab nach Lanzarote, wo wir die letzten Tage nutzen, uns auf die grosse Fahrt vorzubereiten! Wir trafen echt tolle Menschen hier, die wir nur ungern verlassen. Aber so ist das eben unter Fahrtenseglern…
Bye, bye ….
Madeira - Lanzarote
Das tiefe Blau hat uns wieder. Wir geniessen eine ruhige Überfahrt mit 15 Knoten Wind achterlich. IRIS meistert dies locker und unser Vertrauen in sie hat sich verfestigt. Es gibt nichts Grosses zu berichten, ausser dass wir einen wunderschönen Bonito an der Angel haben! Dieser wurde auch gleich verspeist. Mmmhh!
Man sagt auf dieser Strecke bekommt man öfters Besuch vom Klabautermann; Undefinierbare Geräusche an Bord. Und tatsächlich hören wir in dunkler Nacht helle Töne vom Bug her kommend, als wollten Wale mit uns kommunizieren.
Nach 3 Tagen und Nächten kommt neues Land in Sicht. Es ist die Insel Graciosa neben Lanzarote.
In der Marina Lanzarote stehen schon einige Boote parat. Alle haben die Atlantic Odyssey Flagge gehisst. Jetzt sind wir also angekommen in der Fahrtenfamilie. Wir lernen ganz viele Leute kennen.
Es muss noch einiges gemacht werden bis wir starten können. So brauchen wir noch ein Satellitentelefon um Wetterdaten empfangen zu können. Auch braucht es noch zwei Spinnakerbäume für die Passatbesegelung. Wir kaufen mächtig an Proviant ein. 120 Orangen Bananen. Äpfel, kiloweise Pasta. Etc. Jeder Tag ist ein Arbeitstag. Wir haben das zweitkleinste Boot von 52. Es gibt viele protzige Katamarane und IRIS geht visuell völlig unter. Ich würde aber behaupten dass wir es dafür am gemütlichsten haben. Das Iridiumtelefon macht uns Sorgen. Die Installation auf dem Laptop klappt nicht, wir brauchen Hilfe. Doch es vergehen Tage und auch die können uns nicht weiterhelfen. Bis jetzt wissen wir nicht ob wir email empfangen können und ob wir getrackt werden können. Aber alles halb so schlimm. Im Notfall kann man doch noch telefonieren mit diesem Gerät.
Wir nehmen Kurs auf Kap Verde. Aus technischen Gründen werden wir die Atlantic Odyssey unterbrechen
Von Lanzarote nach den Kap Verden
Am 18. November um12.00 Uhr treffen sich alle Boote der Atlantic Odyssey vor einer imaginären Linie ausserhalb des Hafens von Lanzarote und warten auf den Startschuss. Es hat allerdings so viel Wind, dass keines der Boote die Linie halten kann und jeder aufpassen muss, dass er nicht mit dem einen oder anderen Segelboot kollidiert. Dann geht’s los! Schon bald sehen wir die anderen Teilnehmer nicht mehr, weil das Sichtfeld auf 2 Meter über Wasser sehr eingeschränkt ist. Auf unserem AIS sind aber noch einige im 30 Kilometer Radius zu sehen. Wir schlagen eine südlichere Route ein, um allenfalls bei auftretenden Problemen die Inselgruppe der Kap Verden anzulaufen. Entlang von Fuerte Ventura. profitieren wir vom Windschatten der Insel und können eine erste ruhige Nacht geniessen. Das Segelboot SIF funkt uns an. Wir bleiben einen Tag in ihrer Nähe, erhalten so Wetterdaten und geben unsere Position durch damit man den Routenverlauf auf der Webseite des Veranstalters aufzeigen kann. Unser neu gekauftes Satelittentelefon konnte auf dem PC nicht installiert werden und deshalb können wir keine Emails und SMS senden und empfangen. Wir müssen also sehr teure Telefonminuten dafür ausgeben - keine zufriedenstellende Sache! Am zweiten Tag haben wir uns an das Rollen der IRIS gewöhnt und probieren bei weniger Wind erstmals unsere Passatsegel aus. Mit den neuen Spibäumen können wir nun beide Vorsegel links und rechts ausbaumen. IRIS macht Fahrt und sieht wundervoll aus. In der Nacht aber kommt wieder starker Wind auf und schon haben wir einen kleinen Riss am Unterliek der grossen Genua. Sie ist sehr alt und das Tuch altersschwach, wir rechnen mit aufkommenden Schaeden...
Wir reffen zu spät... Ein Schaekel des einen Genuafalls (Seil am obersten Ende des Segels) haelt dem Druck nicht mehr stand. Es pfeift in Böen bei 7-8 Windstärken und plötzlich kommt die fliegende Genua runter und der Spibaum kracht auf die Reling. Die Genua bereits vollständig im Wasser, zieht mit enormen Kräften am Baum, welcher dann bald entzwei bricht. Eine unangenehme Nachtuebung. Niewieder reffen wir so spaet! Lieberzuwenig Segel als zuviel. Mit 2 Reffs im Grosssegel und der drei in der Genua segeln wir weiter. Der wind nimmt mehr und mehr zu.
Alle 4 Stunden lösen wir uns in der Wache ab. Zwischendurch funken wir 2 Containerschiffe an und fragen nach Wetterberichten.
Anderntags entdecken wir ein Loch bei der Segellatte, sodass die Segellatte herauslugt. Nun müssen wir diese aber entfernen um, wenn nötig, eine Halse fahren zu koennen. David steigt gesichert in mitten grossen Wellen auf den Mast.
Alles in allem nicht riesige Defekte, wir tapen die angeschlagenen Stellen - aber so über den grossen Teich zu segeln?? Die Vernunft siegt und wir beschliessen die Inselgruppe Kap Verden anzulaufen um unsere Segel flicken zu lassen. Wir haben während der ganzen Fahrt mit durchschnittlichen 7 Windstärken zu kämpfen. Kein angenehmes Segeln. Die Wellen kommen zwar von hinten her angerollt, sind aber 4-5 Meter hoch. Zum Reffen in den Wind zu drehen, ist schon lange nicht mehr moeglich. Das erschwert unsere Segelmannoever. Da der Nordostpassat sich nahe der Kap Verden einstellt, kommen zusätzlich oestliche Winde auf und die Wellen kommen von 2 Richtungen. Das macht es sehr ungemuetlich. Etwa jede 10 Welle trifft IRIS seitlich und schwappt übers Deck. Sie wird dann ordentlich auf die Seite gedrückt. Das ist nicht weiter schlimm aber an ruhigen Schlaf ist nicht zu denken. Wir freuen uns immer mehr die Kap Verden anzusteuern und exakt nach 7 Tagen laufen wir in die Bucht von Palmeira auf der Insel Sal ein. Wir sind erschöpft aber glücklich.
Ilha do Sal
Mittwochs gegen 12 Uhr laufen wir in Palmeira, Ilha do Sal, ein. Linkerhand sehen wir gefährlich beladene Fischerboote. Sie verschwinden im Sekundentakt in den hohen Wellen, schleppen irgendwelche Beiboote mit und besitzen eine Besatzung von ca. 4 Personen. Die Ankerbucht ist gut besetzt. Wir erkennen ein paar Boote, die wir schon in anderen Häfen gesehen haben. Das gelbe Schiff aus Alu, lag doch visasvis von uns in Leixoes (Porto Nord)!!! . Ein anderes Boot, 9m aus Stahl mit rotem Rumpf, gilt seit mehreren Tagen auf dem NAVTEX (Wetter- und Nachrichtenfax) als vermisst. Es war unterwegs von den Kanaren hierher. Wir tuckern mit dem Dinghi an Land und treffen die Beiden. Sie brauchten 18 Tage für die Passage, welche wir innerhalb von 7 Tagen bewältigt hatten. Unvorstellbar, wie langsam die beiden gereist sind. Nur unter der Sturmfok mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 1.8 Knoten kreuzten sie teilweise gegen Wind und Wellen. Aber sie sind wohlauf und ein bisschen erstaunt über den grossen Wirbel ihrer Vermisstmeldung in halb Europa.
Der erste Tag wieder an Land ist eindrücklich. Einerseits haben wir noch gummige Seebeine, andererseits besteht die kulturelle Verlockung gleich an Land zu hüpfen. Eben war noch alles chic in Lanzarote. Protzige Yachten, gepflegte Stege, Duschen und tadellose Organisation in der Marina. Man kann es kaum beschreiben, hier ist alles anders!... Am ersten Tag lernen wir Gerhard, unser Ankernachbar kennen. Er kommt aus der Romandie und ist schon drei Wochen auf dieser Insel. Wir verabreden uns am nächsten Tag für eine gemeinsame Fahrt in die 2 Kilometer entfernte Stadt Espargos. Er holt uns mit seinem Dinghi ab, führt uns durch Palmeira, stellt uns einige BewohnerInnen vor und zeigt uns die wichtigsten Orte. So lernen wir auch Nelly, halb Italienerin, halb Französin, kennen. Sie betreibt eine Art Bed & Breakfast und ist bereits stolze 75 Jahre alt. Das Haus nennt sich Yacht Club und bietet für lokale Verhältnisse viel Luxus. Die Gerichte bestehen aus mehreren Gängen - Gourmet pur auf Europastandart. Nelly zeigt uns ein kleines "Buesi", es ist ihr zugelaufen und weil sie 3 Hunde hat, ist es in der Wohnung ein bisschen verloren. Sie fragt uns ganz direkt, wollt ihr es nicht auf euer Boot nehmen?... Bei so einem schönen Tier kann man schnell schwach werden. Das Kätzchen ist total sanft, sieht gesund aus und unser gegenseitiger Blick verrät nach Aussen, was in uns vorgeht. Die Entscheidung vertagen wir aber noch.
Mit einem Pickup geht’s dann weiter nach Espargos. Dieses Transportmittel nennt sich "Alugueres". Für nur 50 Cent fährt 1 Person mit. Vergleichbar mit einem Gemeinschaftstaxi. Meistens reicht es dem Chauffeur aber nicht, wenn alle Plaetze besetzt sind, eine Doppelbesetzung, plus Kinder, Bananen, Koffern etc. gehören zur Normalität. Eng aneinander, aufeinander sitzen Einheimische, Yachties, allen Alters. Andere Touristen gibt es kaum in Palmeira. Die halten sich vorwiegend in Santa Maria uund den pompoesen All-inklusive-Hotels auf.
Auf dem Hauptplatz treffen wir auf Abdoulaye. Er strahlt übers ganze Gesicht und kennt unseren Begleiter Gerhard bereits. Wir werden sofort bekanntgemacht. Die Beiden kennen sich gut aus und fuehren uns herum. Abdoulaye kennt jede Ecke und viele Seelen in der kleinen Stadt. Er ist Animateur, trainiert eine Gruppe mit traditionell-afrikanischem Tanz und Gesang. Sie spielen dazu verschiedene Perkussionsinstrumente, wie z.B. "Jambe". Selbst ist er Feuerspucker und erklärt David wie man das macht OHNE hinterher an Pneumonie zu leiden. ;-) So kommt es, dass wir uns über Musik, Kultur, Afrika, Tradition, Tanz und Yoga unterhalten. Eine Einladung folgt für kommenden Dienstag nach Santa Maria (südlichste Stadt der Insel) um uns die Show anzusehen.
Wir begleiten Abdoulaye zum Mittagessen ins "Restaurant de Senegal", was eher einem Privathaus gleicht. Für 2.50€ gibt es eine grosse Schüssels Reis mit Poulet, Gemüse und Fisch. Das orientalisch gewürzte Essen schmeckt uns fantastisch. Wir testen unsere Verdauung mit dem lokalen Trinkwasser, von welchem uns vehement abgeraten wird. Bisher sind wir noch dicht. ;-) Mal schauen was der Abend bringt..
Später sitzen wir in Palmeira an einem Tisch in der Bar Arminda. Es gleicht einem Dorftreffpunkt, wo wir auf viele "alte Hasen" und "Legenden" treffen.
Jean-Marc, der Neffe von Nelly, wohnt seit einem Jahr hier, er will nicht mehr nach Frankreich zurück, wo sein Leben einsam und traurig war. Hier findet er neue Energie. Er erzählt Witze und wirkt auf uns sehr gesellig. Manchmal fährt er mit den lokalen Fischern raus und perfektioniert seine Techniken.
Karl-Heinz, kam auf abenteuerlichste Weise vor ca. 20 Jahren auf seinem eigenem Fischkutter hier an. Er wohnt alleine in einem tollen Haus mit Sicht auf den Ankerplatz auf der Insel Sal. Carlos arbeitet für TO (Transocean), eine ehrenamtliche Organisation um Fahrtenseglern zu unterstützen. Er ist der Stützpunkt hier. Gespräche über vergangene Fischereiexpeditionen nach Island, über isländische Zugpferde, seine Vergangenheit in Deutschland, über die Geschichte der Gebrüder Angermayers aus Harburg.... Ja, wir haben uns viel zu erzählen! Er kennt die Yachtieszene und versorgt die Leute hier mit allen Informationen, denn er ist voll integriert.
Das Französisch wird aufgefrischt und daneben erfinden wir unsere eigene Sprache, ein Mix aus Spanisch, Portugiesisch, Französisch und Deutsch. Zum ersten Mal rückt das Englisch etwas zurück.
Auch Gerhard sitzt am Tisch und erzählt aus seinem Leben. Als Dankeschön für den tollen Tag laden wir ihn auf ein Abendessen auf unser Boot ein. Es gibt Polenta mit Kräutern, eine Bechamel freestyle und grüner Broccoli. Die Themen verlassen uns bis spät in die Nacht nicht.
Am folgenden Tag verabreden wir uns mit Abdoulaye zu einer Yogastunde. Spontan begleitet uns Angelika von dem deutschen Boot "Spoekenkieker". Wir haben viel Spass und lernen furchteinflössende Verrenkungen. Danach setzen wir uns bei einem kühlen Getränk auf den Hauptplatz von Espargos. Voller Energie bringen wir einander materiallose Tischspiele aus unseren Ländern bei. Dabei handelt es sich um Kinderspielereien, simpel und lustig. Die anderen Leute wundern sich über unser Benehmen und denken wir seien betrunken, dabei sind wir einfach nur gut drauf und vergessen all unsere Sorgen.
Da wir uns für die kleine Katze entschieden haben, hat Nelly sie zum Tierarzt gebracht, um sie zu impfen, entflohen, entwurmen, unterbinden und Papiere zu erstellen. Wir taufen das kleine Wesen "Verdienne". Abgeleitet von Cabo Verde und den grünen schönen Augen, die sie hat. David und ich kümmern uns um Katzenfutter, Sandkiste und tauschen unsere Holzkohle gegen Segelspäne fürs Katzenklo. Bald werden wir unser neues Crewmitglied abholen und in ihr neues Zuhause bringen.
Heute kommt Abdoulaye auf unser Boot, um gemeinsam zu essen und zu musizieren. Später am Abend gibt es in Palmeira ein Dorffest, welches jeden Sonntag stattfindet. Alle Bewohner der Insel kommen in die kleine Hafenstadt, essen Fleischspiessli, Popcorn und Tanzen bis spät in die Nacht hinein. Wie gut hat es uns hier her verschlagen - es ist bombastisch hier!
Verdienne

Abschied von der Insel Sal
Verdienne mussten wir leider wieder zurückgeben, da sie unsere Kleider als Klo benutzte. Sie wollte partout nicht in das Katzenkistli machen. Schei… es gab viel zu waschen und zu putzen! Vielleicht war das aber auch nur eine Trotzreaktion auf das Schaukeln des Bootes oder auf das Alleinsein wenn wir an Land waren.
Von Maria und ihrem Mann Martin, welche ebenfalls mit dem Segelboot auf Kap Verde sind, haben wir uns schweren Herzens verabschiedet. Der krebskranke Martin will hier seine letzte Ruhe finden. Wir haben Maria mit vielen Informationen aus unserer Berufserfahrung unterstützt und beraten. Im Hause von Max hat sie für ihn ein Zimmer mit Meersicht gefunden . Es ist nicht einfach für Maria, da sich Martin immer mehr absondert und nur noch seine Ruhe haben will. Sie braucht Ablenkung. Diese findet sie mit uns und bei Abdoulaye, unserem Yogalehrer.
Gerard, in seinem grossen Boot, sucht noch dringend eine Mitseglerin. Deshalb geht er jeden Tag ins Internet. Das Wifi funktioniert aber nicht immer und so schlaegt er auf sein Tablet ein als sei es schuld, dass er noch so alleine ist. Anstatt mit Frauen, hat er es des Öfteren mit Internetpiraten zu tun, die ihm sein mail account hacken.
Da ist noch Leo aus Paris, welcher Miteigner eines Restaurants ist. Bei ihm gibt es frisches Trinkwasser für uns Yachties. Er ist auch einst mit dem Segelboot hierhergekommen und hängengeblieben. Nicht zuletzt wegen dem günstigen und guten Marihuana. Seine Pflänzchen giesst er immer sehr liebevoll.
Hygiene ist hier oft ein Fremdwort. Die Kap Verden sind weit mehr Afrika als Europa. Doch man gewöhnt sich an die Umstünde und sobald man die ersten Durchfälle hinter sich hat, lässt es sich gut leben.
Sonntags verwandelt sich Palmeira in ein grosses Freudenfest. Aus allen Teilen der Insel kommen sie um zu tanzen und Fleischspiesse zu essen. Zum Abschluss gesellen wir uns ans Strandfeuer, wo Mattieu aus Belgien mit seinen Matrosen Stephen und Thomas Fische grillieren. Die beiden sind auf der Walz und sehen lustig aus in ihrer Kluft. Hoffentlich treffen wir sie in Mindelo auch wieder. Dort wollen wir Weihnachten feiern, bevor wir zu Jahresbeginn, den zweiten Versuch starten, die fernen Karibikinseln heil zu erreichen.
Schweren Herzens lassen wir von Sal und den guten Menschen los. Wir sind nun eine Insel weiter südlich geschippert, Kathrin hat uns unterwegs eine Dorade geangelt und sogleich lecker zubereitet.
Liebe Gruesse aus dem 29 Grad heissen Boa Vista.
Inselhüpfen
Wir segeln weiter gen Süden, zur Insel Boavista. Diese Insel ist touristisch gut erschlossen und dementsprechend kein wahres Highlight. Alles ist teuer und auch die Bewohner nicht mehr so warmherzig. Wir nehmen einen Kurs im Windsurfen, was all unsere Muskeln beansprucht. 3 Sekunden auf dem Brett stehen um danach mal links mal rechts ins Wasser zu platschen. Kathrin und ich haben dennoch viel Spass und eifern um die Wette. Zweimal treiben wir vom Strand weg (was uns selbst aus lauter Konzentration nicht auffällt) sodass sie uns mit dem Mororboot zurueckshippern müssen.
Ueber Nacht steuern wir die Insel Sao Nicolau an. Eine kleine unentdeckte Perle. Die Menschen sind voellig entspannt und freundlich. Touristen gibt es nicht, nur ein paar Yachties. Dort sehen wir auch die Moondancer mit Ed, Liam und Gani wieder, welche uns schon an ihrem Lagerfeuer in Sal mit schoener Gitarrenmusik betueddelt haben. Voellig freakige junge Englaender, in abwechselnder Frauenbegleitung.
Nachts dann peitscht der lokal bekannte Fallwind vom 1300 Meter hohen Monte Gordo mit 35 Knoten in die Ankerbucht. Unser Windgenerator (liebevoll Windeli genannt) erzeugt maechtig Strom. Das erste mal setze ich beide Anker, so hält sich IRIS tapfer an Ort. ⚓⚓
Sonntags werden auf Sao Nicolau die oeffentlichen Autos (Aluguer genannt) von der Dorfbevoelkerung gewaschen, was wiefolgt ablaeuft: Auf dem Fussballplatz der Schule werden zeitgleich immer 2 Autos gewaschen. Das eine von jungen Frauen, das andere von jungen Maennern. Dazu laeuft laute Musik aus Boxen. Es ist mehr eine Show als etwas anderes. Wer beim Scheiben polieren besser die Hueften schwingt, gewinnt das Publikum fuer sich. Echt anschaulich und amuesant!
Hier ist Sonntag der eigentliche Samstag, denn wer am Montag etwas erledigen will, hat Pech gehabt, dann schlafen sie alle aus und die Geschaefte bleiben geschlossen.
Vorbei an den zwei wunderschoenen winzigigen Inseln, Ilha Razo und Ilha Branco, steuern wir die kleine unbewohnte Insel Santa Luzia an und gehen dort vor Anker. Ein grosser unberuehrter weisser Sandstrand - eine Insel ohne Bewohner, geschweige denn Touris. Wir gehen an Land und fühlen uns fast ein bisschen wie Adam&Eva. Paradisisch, nur der Apfelbaum fehlt ( zum Glück!)
Manchmal campieren hier Fischer und verweilen eine Woche. Danach wird aber wieder alles eingepackt. Die Insel ist trocken und extrem windig. Einzig ein paar ruinaehnliche Maeuerchen stehen in einer ausgetrockneten Flussmuendung. Reichlich viele grosse Knochen finden wir dort.
Hinter IRIS die untergehende Sonne... Traumhaft!
Wir rechnen zurueck und stellen fest, dass wir seit 2 Monaten gerade mal 120 Euro fuer Uebernachtungen ausgegeben haben. Etliche Male sind wir entweder unterwegs oder eben am Ankern gewesen, was immer gratis ist. Das freut uns natuerlich, jetzt bleibt mehr fuer die anfallenden Reparaturen an unserer Iris.
Einen Tag vor Heiligabend, segeln wir weiter. Hier sollen immer wieder Rekorde im Trophaenfischen gemacht werden. Metergrosse Marlin, Schwertfische und Tunas werden da rausgezogen. Dies veranlasst uns, den dafuer gekauften grossen Plastik Oktopus-Koeder an den Spaghettidicken Silch zu montieren und hinterherziehen. Nur, was ist wenn tatsaechlich einer anbeisst??... Ich mein, ihn bis zum Boot zu ziehen ist das kleinste Problem, das kriegen wir im Zweifelsfall mit der Winsch hin. Nur, wie hieven wir ihn an Board und halten ihn ruhig? Das Toeten aber ist schon mehr eine Angelegenheit fuer einen Metzger. Wir bereiten uns mit einer Hacke vor, Handschuhe und Alkohol. Alkohol nicht fuer uns, sondern um den Fisch in die Kiemen zu giessen, sodass er schnell an einer Alkohlvergiftung stirbt. Die Hacke um ihn an Bord zu hieven und die Handschuhe um das Schwert zu halten bevor es uns ein Auge aussticht... Na dann, Petri Heil! Unsere Fantasie ist grenzenlos und bleibt dann doch nur ein Traum. War wohl auch der falsche Köder ;-)
Weiter, gegen den Strom von 4-5 Knoten des Canal Santa Luzia kommen wir kaum voran! Wir muessen sogar den Motor anschmeissen, da die Stroemung zwischen den Inseln uns zurueckdraengt. Wir schaffen es dennoch, Mindelo, die Hauptsadt von Sao Vicente und Heimat der Fadokoenigin Cesaria Evora, anzulaufen. Hier wollen wir meinen Geburtstag, Weihnachten und Silvester verbringen, klangvolle Musikkultur erleben und uns zum 2ten auf eine bevorstehende Atlantikueberquerung vorbereiten.
Liebe Umarmung und alles Guuuute im neuen Jahr wünschen wir Euch!
David & Kathrin

Feiertage in Mindelo
Wir leisten uns wieder einmal die Marinagebuehren um David's Geburtstag zu feiern. Was fuer ein Luxus, duschen mit Suesswasser, ueber die Reling klettern und schon liegt einem die ganze Welt zu Fuessen. Das Ankern hat auch seine Vorteile, jedoch ist der lange Weg mit dem Dinghi zum Hafen oft eine nasse Angelegenheit. Bloss nichts vergessen, sonst kann man gleich wieder umdrehen. Aber fuer die Privatsphaere ist das Ankern ganz schoen angenehm.
Ueber die Feiertage wird hier in Mindelo gefeiert was das Zeug haelt. Sie stellen Kinderparcours auf, die Strassen sind voller Leute, es gibt grosse Livekonzerte auf den abgesperrten Strassen. Die Menschen tanzen, trinken und feiern die ganze Nacht. Diese Events sind gratis und oeffentlich, so kommt es, dass alle teilnehmen koennen.
Am Silvesterabend treffen wir uns auf einem Steg, alle bringen Koestlichkeiten und etwas zu trinken mit. Franzosen, Deutsche, Schweizer, Ungaren, Oesterreicher alle sitzen wir beisammen, jung und alt. In der Mitte schlaeft die kleine Mia auf ihrer Schwimmweste und ihr kleiner Bruder Noa an sie rangekuschelt.
Spaeter erleben wir ein bombastisches Feuerwerk, anders als bei uns flippen die einheimischen dabei foermlich aus. Sie freuen sich so sehr, dass sie im Meer baden, sammt Kleidung, es wird geschrien und gejubbelt. Gemeinsam mit unseren Seglerfreunden stehen wir mitten im Tumult und staunen! Teilen uns zu 8t eine Flasche Champagner, welcher Heinz aus seiner Handtasche zueckt. Mit dabei sind die beiden Hitchhiker, ein junges Paar aus Ungarn, sie suchen eine Mitseglergelegenheit in die Karibik. Irene und Gregor von der SY ZigZag beruhigen ihren Nachwuchs, weil das Geknalle ihnen Angst bereitet. Zusammen mit Heinz, Sam, Asthi, Herbert und seiner Frau ziehen wir weiter in die Stadt und tanzen uns die Fuesse platt. Mit den obligaten Flipflops dauert dies nicht lang auf dem Pflastersteinboden. Muede kehren wir mit unseren Dinghis zurueck auf die Yachten und schlafen wiedereinmal tief und unbesorgt.
Vor einigen Tagen fing es in Mindelo heftig an zu stürmen. Es knallen Fallwinde von ueber 40Knoten auf die Ankerbucht herunter. Die meisten Schiffe halten tapfer ihre Position. Es scheint, als sei Iris die einzige, die stetig rueckwarts slipt. Die SY Kikam ankert hinter uns und wir naehern uns stetig. Gar kein gutes Gefuehl und an ruhig Schlaf ist soo nicht zu denken. Gerne wuerden wir mehr Ankerkette setzen, dann wuerde Iris vielleicht zum Stillstand kommen. Doch SY Kikam ist bereits zu nah, Heinz hat schon 60m Kette draussen. Es bleibt uns nichts anderes uebrig als vorzufahren, um den Anker etwas zu lichten und vollgas weiter vorwaerts zu kommen. Vielleicht koennen wir ein paar Meter gut machen und den Anker neu einkrallen... ja, es klappt!
Ein Nachbarboot verliert den Halt komplett und verreist mit dem Wind. Es driftet Richtung Wreck...! Ziemlich schnell rauscht es davon. Wir zuecken das Horn und tuten die Crew mit voller Kraft aus dem Schlaf. Georg eilt mit seinem Beiboot zur Hilfe. Zum Glueck erwachen sie noch vor dem Aufprall am Wreck und koennen ihr Schiff retten. Das war verdammt knapp!
Anschliessend setzen wir mit Hilfe von Georg im Dinghi unseren Zweitanker an die Kette von Jacques (vielen Dank Jacques !). Noch immer rutschen wir rueckwaerts aber nur langsam. Wir schieben Ankerwache und verholen am naechsten Tag, noch immer geplagt von starken Windboeen, unsere Iris. Nun liegen wir fest und sicher. Doch wenn die Boeen nachts aufs Boot krachen, erwacht Kathrin noch immer reflexartig, eilt aufs Deck um unsere Position zu pruefen.
Wir sind dabei uns zu vorprofiantisieren, Wasser zu bunkern und warten noch auf die Rueckkehr unseres Grosssegels aus der Reparatur. Danach heisst es Anker auf mit Kurs St.Lucia-Karibik!
Mindelo, Cap Verde, 16. Januar 2016
So also.Jetzt kanns losgehen. Wasser ist bis unter die Bilgenbretter gefuellt, Segel geflickt. WC ausgebaut, entkalkt und wieder eingebaut. Die aufgerissene Klampe war eine laengere Sache. In der einen Nacht gabs wieder mal Fallboen und Iris zurrte heftig am Steg. Dabei ist das Teak unter der Achterklampe backbords zersplittert. Zum Glueck hat jeder Yachtie irgend eine Maschine und zusammen gibt das ein kollektiver Baumarkt. Teak mit Epoxie entfernt, entfettet, neues Teakholz mit Epoxyharz eingebettet, Fugen mit Sikaflexpistole (elektrisch!- Danke Daniel!) eingegossen, geschliffen, Klampe montiert.... Auch das ausgerauschte Genuafall ist wieder durch den Mast eingefaedelt.
Die jungen Ungaren haben als Hitchhiker endlich auch ein Boot gefunden und sind bei zwei jungen Franzosen untergekommen. Nachteil: Sehr kleines Boot, keine Toilette und kein Autopilot. Naja, die werdens auch so rueber schaffen.
Ziel vieler Yachties ist Barbados, so wie nun auch unseres. Dort treffen wir uns dann nach 2-3 Wochen alle wieder - Inschallah!
Es ist wirklich toll das Hafenleben. Viele liebe Menschen haben wir hier kennengelernt. So zum Beispiel Nathalie und Andreas aus Zuerich. Oder Daniel und Anett mit Ihrem Katamaran "ME". Auch Sam und Eszti aus Ungarn oder Modris und Maria aus Schweden, Heinz von der Cantalibre.
Nun starten wir eine kleine selbstgegruendete Regatta.
Wir haben ganz viele Leckereien an Bord, sind ready fuer den zweiten Start in eine lange Zweisamkeit. Die Winde stimmen nun endlich steht uns kein Tief mehr im Weg. Start in 2 Stunden mit 14 anderen Schiffen. Wir haben eine Liste zusammengestellt mit allen wichtigen Daten wie MMSI Nummer Satelittentelefonnummer ect. So sind wir untereinander verbunden.
Bis bald dann, in der neuen Welt!
David und Kathrin



Transatlantik
(16.1. - 2.2.16)
16. Januar, High Noon!
Unter tosendem Gehupe verlassen wir den Hafen von Mindelo. Winke, winke unseren zurueckgbliebenen Freunden und ab durch den Kanal. Zwischen den Inseln Sao Vicente und San Antonio bläst der Wind im Dueseneffekt und wir haben alle Hände voll zu tun um zu reffen. Mit 7 Knoten spuckt uns die Strömung Richtung Karibik.
Alsbald sehen wir nur noch die Konturen der violett schimmernden Kapverdischen Inseln. Bye, bye.. tja, und was ich dazu noch zu sagen hätte, dauert eine letzte Zigarette..
Unser 4 Stunden Wach-Rhythmus beginnt. In der Nacht wecke ich Kathrin, denn es sind wieder Delphine am Bug. Trotz der Dunkelheit kann man sie dank dem fluoresziendem Plankton gut erkennen - welch faszinierende Meersgeister!
Rundum zählen wir 6 Toplichter anderer Segelboote. Der Wind lässt bald nach und wir müssen den Rest der Nacht motoren.
Sonntag, 17. Januar
Es ist mehrheitlich bewölkt. Der Wind nimmt morgens wieder zu und so können wir wieder segeln. Die Genua wird ausgebaumt, wir segeln auf backbordbug, dabei das Gross immer im ersten Reff. Wir machen eine Tagesetmale von 111 Seemeilen.
Kathrin schafft es per Satellitentelefon SMS zu verschicken, was bis dato misslang.
Abends gibt es einen feinen Couscous-Salat und auch die Sone begrüsst uns wieder.
18. Januar
Die Bananenstaude, im Salon aufgehaengt, wird schneller gelb als wir essen können. Es sind 25 Bananen. Deshalb futtern wir heute mal nur Bananen
Die SY Archipelago meldet sich über Funk wegen Ausfall des Generators. Sie können das Problem später jedoch selbst beheben. Dabei kommen sie uns ganz nah, sodass wir uns gegenseitig mit dem Feldstecher beobachten können.
Immer wieder mal Kopfschemrzen plagen mich, ich muss darauf achten, dass ich genügend trinke.
Wetter und Wind gut. Fahren stets noch im ersten Reff. Autopilot macht seine Arbeit. Bei 6.2 Knoten Speed, schauen wir uns abends einen Film auf dem Laptop an und fuer die nächsten 1,5 Stunden vergessen wir mal all das Wasser um uns herum.
19. Januar
Stets noch leichte Kopfschmerzen wahrscheinlich das fehlende Nikotin. Oder kommt es von der Schlafposition? Wir drehen uns um 180 grad.
Wind heute etwas mehr (Beaufort 6), dementsprechend auch mehr Speed, unser Tagesetmals liegt bei 134.1 Seemeilen. Wir kommen voran!
Kathrin kocht Riz Casimir- mmmh lecker!.
Abwasch und Waschtag.
Tag 5
Schlafen bis 12 Uhr, dann eine Runde Braendi Dog mit Kaffee. Unser Etmal gleich wie gestern auf die 10. Seemeile genau.
Es passiert nicht viel. Langeweile.. Nicht mal eine Zigi ist zu rauchen.. Ich bin grimmig drauf.
Zum Ritual wird das allabendliche Sitzen auf der Backbordkante mittschiffs. Den rosawerdenden Passatwoelkchen und den fliegenden Fischen zuzuschauen hat was sehr skurilles und gleichzeitig beruhigendes.
Wir funken den Frachter 'Federal Tyne' um Wetterdaten an. Ein sehr schnell sprechender Inder sagt uns 5-6 Bft. mit Wellenhoehe von 2- 3 Metern an, in den naechsten 24 stunden. D.h. fuer uns weiter mit gerefftem Grosssegel und Genua. Zusätzlich machen wir 12 Grad mehr Süd um in gemächliche Winde zu gelangen. Das ewige Geschaukel soll so auch etwas abnehmen.
Tag 6
Gleich morgens frueh entscheiden wir uns auf den Steuerbordbug zu halsen um den wiedrigen Bedingungen hier bei 16 Grad noerdlicher Breite zu entfliehen. Es wird auch immer schwieriger Süd zu machen auf dem backbord bug, denn der Nordostpassat dreht nun immer mehr auf Ostnordost. Herrlich auf Steuerbordbug! Im Salon liegen, ohne mit allen Kräften gegenzustemmen. Kochen geht auch leichter nun.
Wir füllen Wasser und Diesel aus den Kanistern in die Tanks auf, leeren die Bilge und hören dazu gute Musik. Abends ziehen wir einen Film rein während wir das erste Drittel Atlantik hinter uns lassen.
22.Januar
Wir sind 24 Stunden mit Kurs 215 grad gefahren und in eine Schwachwindzone gesegelt. Wir möchten den Spinnaker setzten, doch nach einer Weile reisst das Fall ( gekauft in Mindelo- Schlechte Qualität).
Da wir nicht genau mit dem Wind von hinten segeln können, bleiben wir immer ein wenig ab vom direkten Kurs. So sieht es auf dem elektonischen Routenverlauf aus als wären wir betrunken.
Am Abend feiern wir unser Zweijähriges. Mit einer Flasche Wein und Segelstellung a la Butterfly kreuzen wir Richtung den Bahamas. Unser erster Fisch beisst an und wird gleich verschlungen.
Tag 8
Ein Wal begleitet uns! Ca. 5 meter lang, weisser Bauch. So schwimmt er etwa eine Stunde mit uns mit und umkreist ca 50 mal die Iris. ;-)
Tag 9 Sonntag
Vollmond. Wunderbar geschlafen. Wir backen einen grossen Sonntagszopf und schauen uns den ganzen Nachmittag Filme an.
Viel Wind und Wellen wie vorausgesagt. IRIS macht guten Speed und wir brechen das Rekordetmal. Um 15.00 Uhr haben wir die Haelfte geschafft. Juhhuuuu!!
Tag 10
Krise. Wollen nun endlich ankommen!! Schauckeln macht unzufrieden und Kopfschmerzen. Mitten in der Nacht das 2 Reff eingebunden, da Winde bis 7 Beaufort. Jetzt wieder besser (6 Beaufort). Mit Daniel vom Katamaran "ME" telefoniert. Hat seinen Parasailor in der Nacht veroren. Sie sind 60 Seemeilen suedwestlich von uns. SMS Kontakt mit She Sun. Sind weiter noerdlich von uns. Haben die Nacht gut ueberstanden.
Neues Rekordetmal von 142 NM.
Tag 11
Funkverbindung mit SY Tramontana. 4 Deutsche Herren auf dem Weg nach Tobago. Sie haben gerade einen Barakuda gefangen. Unser Fischerglück bleibt heute hingegen aus, obschon der Sushireis schon vorgekocht ;-(
Immer noch viel Wind und böse Wellen. Lese gerade über die Insel Tobago nach und schmiede Pläne. Denke das wir nach Barbados dorthin segeln werden. Karneval dort mitte Februar. Pläne schmieden stellt auf und gibt neuen Antrieb!
Tag 12
Die Bordtoilette kann nicht mehr benutzt werden, die Dichtungsringe sind wohl verrutscht. Kacke ! Auweija. Jetzt wirds ungemütlich. Auch unser Inverter, welcher Strom erzeugt ist im Eimer. Nun können wir unser Laptop nicht mehr aufladen und somit keine Filme mehr kucken. Zum Kuckuck!
Wir halsen, machen weiter Süd und kommen nur langsam voran. Mist. Abends regnet es das erste Mal und in der Nacht zieht ein Squall ueber die IRIS mit Böen von 30 Knoten - prasselnde Regen. Wir haben nur die Genua gesetzt und an schlafen ist vor erst mal nicht zu denken.
Donnerstag, 28. Januar
Arbeitstag. Abwaschen, Bilge auspumpen und reinigen, Diesel weiter nachfüllen. Apropos Diesel. Da wir keine Windfahnensteuerung haben, brauchen wir fuer den Autopiloten ordentlich Strom. Um die Batterie aufzuladen müssen wir vorallem nachts wegen Ausfall der Solarpaneele alle 3 Stunden eine Stunde motoren. So haben wir gesammthaft 20% der Strecke unter Motor gemacht. Damit sind wir aber bei weitem keine Ausnahme.
Wir können immer besser Kurs auf Barbados halten und müssen nicht halsen. Auf direktem Weg sind es noch 530 Seemeilen. Der Mond kommt erst in der 2 Hälfte der Nacht hervor, der Sternenhimmel hingegen leuchtet. Das Kreuz des Südens begleitet uns. Mit Frachter Tabea gefunkt. Keine weiteren Wetterveränderungen.
Tag 14
Einer der langweiligsten Tage auf See. Schlafen, essen, lesen, Rundumblick, Braendidog oder Mastermind spielen. Müde vom Nichtstun.
Beim Halsen ausversehen die Mittschiffslucke offengelassen und mit dem Baumniederholer in einem Schlag abgerissen. Nun sind wir auch ein Cabriolet. Es gibt Nudeln mit Tomatensauce und Annanasscheiben zum Dessert. Für mehr Kulinarisches können wir uns nicht aufraffen.
David rechnet wie wir nach Barbados hinkreuzen können. Der Ostwind ärgert uns, denn wir schaffen es so nicht auf direktem Weg nach Barbados und verlieren so bestimmt einen Tag.
Tag 15
SY Baloo funkt munter auf Kanal 16. Ich antworte und wir tauschen Positionen. Um uns sind 3 Boote der Atlantic Odysee II , jedoch von Auge und auf dem Plotter nicht sichtbar. Wir haben wieder wenig Wind und motoren viel. Alle spannenden Krimis sind schon gelesen, da gibts jetzt nur noch Meergaffen.
Tag 16
Wal !! Gross und ganz nah. fantastisch! So nah, dass man auf ihn draufspringen könnte und er bleibt als hätten wir Begleitschutz beantragt. Einfach nur atemberaubend!!
Vor Sonnenuntergang beisst ein Mai Mai an. Das hat echt noch gefehlt auf dem Transatlantik-Menuplan! Das Tier ist sehr gross und wunderschön. Schnell töten wir ihn in dem wir Alkohol in die Kiemen giessen. Dies soll der humanste Tod sein. Und Freitags Fisch? Bei uns alltäglich!
Tag 17
Nichts besonderes und ankommen wollen wir gar nicht mehr so fest. Morgen sind wir da, jetzt geniessen wir noch die letzten Seemeilen auf dem so wunderschönen Atlantik.
Dienstag, 2.Februar 2016, Jenseits von Afrika
Bereits in der Nacht sehen wir die hell erleuchteten Strassen der Insel Barbados und im Morgengrauen erblicken wir das Satte Grün der Palmen. Bald vernehmen wir ungewöhnliche, fremde Geräusche. Auch Handyempfang ist wieder da. Nach 2100 Seemeilen (3780km) erreichen wir Westindien!
Der Anker fällt in der Bucht von Saint Charles auf 7 Meter Tiefe. Heinz von der Canta Libre und Daniel und Anette von ME nehmen uns herzlich in Empfang. Wir sind ueberglücklich!!
David & Kathrin
Barbados
2. 2. 16

St. Lucia
West Indies
Kaum 2 Tage auf Barbados, stehen schon Roger und Niki vor unserer Iris. Sie brauchten für die Strecke gerade mal 18 Stunden, was wir in 9 Monaten geschafft haben. Daniel und Anette, wie auch Heinz aus der Schweiz sind fortan unsere ständigen Begleiter. Immer wieder geniessen wir den Luxus auf einer der beiden Katamarane, auf deren Veranda zu sitzen oder duschen zu dürfen. Da unsere Toilette defekt ist, dürfen wir auch ihre benutzen. Die alte Keramikschüssel bildet nun auf 20 Meter Tiefe ein künstliches Riff.
Inzwischen aber haben wir ein niegelnagel neues, funktionierendes WC! Unsere beiden Besucher aus der Schweiz haben sich schnell unter der warmen Raeggesonne eingelebt, speziell dann, wenn Rasta- Rachel ihnen einen Rumpunch serviert. IRIS ist aber zu klein für 4 Leute auf Dauer. Hinzu kommt, dass beide noch keine Seebeine haben. Wir einigen uns auf einen Deal mit Heinz, dass er sie auf seinem Katamaran aufnimmt, ich ihm dafür sein Unterwasserschiff reinige.
Barbados ist eine teuere flache. amerikanisierte Insel mit wenig Charme. Unser Aufenthalt deshalb nur von kurzer Dauer. Nach einer Inselrundtour segeln wir am Tag 5 in dieser neuen Welt, weiter nach St.Lucia.
Ja, so haben wir uns das karibische Paradies vorgestellt! Die schwarze Bevölkerung lebt ganz nach dem 'easy man" prinzip, gruessen dich ständig ohne etwas zu wollen und tragen stets ein Lächeln auf dem Gesicht. Die etwas aeltere Generation Männer haben alle Rastas (ganz nach dem grossen Idol Bob Marley) und auch gerne mal einen Joint im Mundwinkel.
Die Rodney Bay Marina im Nordwesten der Insel wird für die nächsten 10 Tage unser Zuhause. Reparaturen stehen an. Dachlucke muss geflickt werden, einen neuen Inverter muss ran um unsere elektronischen Geraete aufzuladen. Das Dingi wird mit Sikaflex gestopft. Roger und Nikki helfen uns dabei tatkräftig. DANKE EUCH BEIDEN HERZLICH!!! Nachmittags gehts meist zum Strand oder an den Pool. Abends lockt der Billardtisch im Thairesti. Daniel gilt es zu schlagen! Doch keinem gelingts - einfach unschlagbar spielt der.
Mit dem Minibus erkunden wir die Insel. Soufrière bezaubert uns. Die Pitons muss man einfach einmal im Leben gesehen haben. Petit und gros Piton sind zwei steil aufragende Spitzberge direkt an der Küste. Wir wissen schon jetzt, dass wir mit IRIS hierher segeln müssen. Wunderschöne, pitoreske Naturmonumente!
Uns bleibt jetzt noch ein bisschen mehr als ein Monat. Nachdem Roger und Nikki uns nach tollen 2 Wochen wieder verlassen, machen wir uns auf den Weg, die südlichen Windward Insel zu erkunden.
Vom Wasser her gesehen wirken die Pitons noch intensiver auf mich. Auch Kathrin ist total fasziniert. . Heinz macht von seinem Katamaran aus grandiose Bilder von IRIS. Einmal in Schräglage, einmal mit den Pitons im Hintergrund, St. Lucia ist definitiv einen Besuch wert! Wir ankern auf 10 Meter Wassertiefe zwischen den beiden Pitons und erkunden die Unterwasserwelt. Riesige Felsbrocken mit diversen Korallen überzogen und Fische in allen Farben und Formen. Der steil abfallende Meeresgrund læsst mich erschauern. Aber easy man, einfach nur genießen und sich um nichts kümmern lautet nun unsere Devise. Jetzt werden die Rosinen gepickt. Total gegensätzlich zur Schweiz. Die Menschen haben wenig und sind glücklich. Kälte kennen sie nicht. Bananen und Mangos gibt es vom Baum und grosse wie kleine Fische beissen fleissig an. Sie leben in den Tag hinein und keiner weiss so genau was morgen ist. Ein Leben im Einklang mit dem Meer den Palmen und dem warmen Regen. Bob Marley und Marihuana spielen da auch noch etwas mit.
Weiter im Süden liegt Laborie, ein kleines Fischerdorf in einer wunderschönen Bucht. Von Tourismus keine Rede. Bei Mama Tilly wird gegessen und zwar unschlagbar gut. Lobster! Fangfrisch aus der Bucht. Neben uns sitzen Liam und Clare. Liam hat gerade den Atlantik im Ruderboot gemeistert. Zu Viert in einem 8 Meter Boot, 46 Tage. Dabei kamen sie in den Sturm, welcher wir auf den Kap Werden abgewettert haben! 13 Meter hohe Wellen. Alle 2 Stunden paddeln für 2 Stunden und dann zu zweit ausruhen in einer Kabine die einem Sarg gleicht. Er hat sich den Hummer und die Clare, den Rumpunsch und noch einiges mehr, echt verdient!
Bei Selma und Patson, in der 'Merry Yeti Beach Bar' geniessen wir das traumhafte karibische Ambiente und fallen über das göttlich gute Buffet her
Nun gehts weiter zur Vulkaninsel St.Vincent
Im Dunst ragt der 1200 Meter hohe 'La Soufrière' Vulkan hervor. " Da will ich rauf! " ruft Kathrin vorne am Bug in den Wind. Ob ICH da hoch will steht ausser Frage. Bei 32° Grad um die tausend Höhenmeter erklimmen? Puhhh.. Nö!
Die Überfahrt dauert 5 Stunden ohne Schwierigkeiten. Einzig die westwärts setzende Strömung zwischen den Inseln ist schon erstaunlich hoch. Unsere Bugspitze zeigt auf das östliche Ende der Insel wæhrend wir Fahrt nach dem westlichen Ende machen. Abdrift etwa 60° Grad.
In der Bucht von Château Belair angekommen, peilen uns Speedboote von allen Seiten an. Wir kennen das von St.Lucia her, aber diesmal ist es befremdlicher. Die Männer wollen uns nur zum Ankerplatz weisen und dann Kohle sehen. Aus dem Karibiksegelführer wissen wir genau wo zu ankern ist - es wird mühsam die Kerle abzuwimmeln. Wir haben keinen Cent mehr in der Tasche und müssen zuerst mal an einen Bankomaten. Die Ausrede klappt. Wæhrend dem Ankermanöver kommt Rasta Rico und will seine Bananen verkaufen. Das Ankermanöver oder ein Anlegemanöver in den Häfen ist immer eine heikle Angelegenheit und fordert Konzentration. Erst wenn das Schiff ruhig liegt und der Anker im Rückwärtsgang geprüft ist, hat man Zeit um Bananen zu kaufen. Manchmal ist auch ein Tauchvorgang von Nöten.
Andern Tags klarieren wir ordnungsgemäß ein und suchen die Cumberland Bay auf. Auch dort kommen sie mit 50 Sachen auf uns zu geschossen. Wir wissen das in dieser Bucht wegen dem tiefen Ankergrund zusätzlich mit einer langen Leine an einer Palme festgemacht werden muss. Die Cumberland Bay ist eine wunderschöne Bucht in einer C- Form. Der lange Strand ist umsäumt von Palmen. Ein paar einfache Holzbauten bieten Wifi und Fischgerichte an. Das passt für uns gut zusammen.
Hier haben sich schon Piratenschiffe versteckt und sich gegenseitig mit Kanonenkugeln befeuert.
Wir lernen freundliche und tolle einheimische Menschen kennen. Mit dem Speedboot gehts in die nächste grössere Stadt um Geld zu ziehen. Wir kommen an den Drehorten von 'Pirates of the Carribian' vorbei, wo zum Beispiel Jack Sparrow mit seinem Minischiff in die Bucht läuft und absäuft.
Wir bleiben 4 Næchte in der Bucht. Kathrin besteigt mit Bergführer den Vulkan ( was bin ich stolz auf sie!), während ich das Schiff auf Vordermann bringe.
Abends in der Strandbar wird zu Bob Marley's "Dont worry about the thing" gesungen und alle, ob einheimisch oder Touris singen kräftig mit. Raeggefeeling vom Feinsten!
Glückliche relaxte Tage in der Bucht von Cumberland. Einzig unser Mitsegler spielt immer mehr die Spassbremse. Als er beim Einsteigen ins Wassertaxi ins Wasser fællt und uns die Schuld zu weist, kommt es zu einem verbalen Austausch an Gedankengut, welches schon längst gesagt hätte werden sollen! Wir einigen uns, getrennt weiter zu segeln und verabschieden uns danach in Frieden.
So segeln, wir in wiedergewonnener, trauter Zweisamkeit, eine Insel weiter nach Bequia, welche von den Einheimischen liebevoll "Bequi" genannt wird. Mal schauen was uns hier erwartet.
St. Vincent, Grenada and the Grenadines
Da sind wir noch einmal heil davon gekommen! Der Schreck sitzt uns noch fest in den Gliedern und lässt uns unsere Pläne ändern. In der Nacht nachdem wir die Cumberland Bay auf St. Vincent verliessen, ist dort ein deutscher Skipper von Piraten erschossen worden, ein Mitsegler wurde schwer verletzt. Das hätte auch uns treffen können... Wir sind schockiert! Dennoch genießen wir nun unsere Zweisamkeit auf den Grenadinen und ankern an wunderschönen Buchten. Nachdem wir Bequia, Canouan, Mayreau und die Tobago Cays besucht haben, treffen wir auf Union Island per Zufall wieder auf Heinz und so beschliessen wir gemeinsam Carriacou und im Anschluss zur 'Endstation' Grenada zu segeln. In der 'le Phare Bleu Marina' lassen wir es uns noch eine Woche gutgehen. Jana Caniga, die ehemalige Nachrichtensprecherin von 10vor10, hat mit ihrem Mann Dieter hier ein wunderschönes Resort aufgebaut.
Der Plan mit Trinidad fällt ins Wasser, wir nehmen IRIS für ihren Hurrikanseasonschlaf hier auf Grenada raus. Da es im Januar zwei Raubüberfälle, auf Yachten die nach Trinidad segelten, gegeben hat, fällt uns dieser Entschluss leicht. Es ist hier auch günstiger, allerdings liegt Grenada im Hurrikangürtel. Die Wahrscheinlichkeit eines Hurrikans, ist so alle 50 Jahre. Das Risiko nehmen wir in Kauf. Die letzten beiden in Grenada waren 'Ivan' im 2004 und 'Emily' im 2005 - also RUHE in den nächsten Jahren. Inschallah..
Unsere Reise auf IRIS dauerte genau 270 Tage. Wir haben 9 Länder besucht, 20 Inseln angesteuert und dabei 11110 Kilometer zurückgelegt. Von totaler Flaute bis Windstärke 8 mit Spinakerbaumbruch und Segelriss, war alles drin. Hunderte von Delfinen auf etlichen Etappen, spielten rund um Iris, Wale haben uns Begleitschutz geboten. Wir sahen das Plankton leuchten und Blitze über unseren Köpfen zucken. Viele Nächte das Sternenzelt zum greifen nah! Wir haben Freunde fürs Leben gefunden und uns in unserer Liebe zueinander gestärkt. All das kann uns keiner mehr nehmen.
Die Reise hat uns eine Stange gekostet. Allein das Schiff mit CHF 30000.- und vieles mehr ( 2.Anker, Karten Sätze, Tankreinigung, Abschleppdienst, Funkgerät, Sattelitentelefon, Feldstecher, Epirp, Pactor, Signal Raketen, Dieselpumpe, Wartung Rettungsinsel, Wind Generator, Solarzellen, Laderegler, Neues Klo, neue Batterien, Maststufen, Segelreparaturen, Ölzeug, Bücher, CAO- Teilnahme, Laufendes Gut, Diesel Kanister, Spibäume, Hafengebühren...etc. etc.). Übers Geld spricht man bekanntlich ja nicht, nur soviel: we're running out of money und müssen wieder mal was verdienen. Ab dem 27. März sind wir wieder im Ländle und werden beide ,ab Mai, fleissig in der Rehaklinik in Bellikon wieder arbeiten. Wo wir wohnen steht noch aus. Es soll aber klein und gemütlich sein, z.B. auf dem Zeltplatz in Sulz an der Reuss, denn wenn IRIS uns was gelehrt hat, dann ist es Bescheidenheit. Bescheidenheit im Umgang mit Platz, Strom und Wasser. Das Leben in der Natur, nahe am Wasser möchten wir noch etwas r a u s zö g e r n ;-)
Es war uns jede Meile wert! Ein großes Dankeschön geht an alle die uns in einer Form unterstützt haben, sei es finanziell, emotional oder anderer Natur.
Bis Bald !
David&Kathrin
Ich fühle Mut, mich in die Welt zu wagen,
all Erden Weh und ihr Glück zu tragen.
Mit Stürmen mich herum zuschlagen.
und in des Schiffbruchs Knirschen nicht zu zagen.
Johann Wolfgang von Goethe
Wir sind wieder zu Hause!...



